Einführung in das Thema Stammzellen und Klonen
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe kritischen Bioethik-BeobachterInnen,
seit längerem wird über die Forschung mit menschlichen embryonalen bzw. adulten Stammzellen und in diesem Zusammenhang das reproduktive und therapeutische Klonen und die damit verbundenen ethischen Fragen diskutiert.
Dabei werden in den Medien in immer kürzeren Abständen über Erfolge aber auch Mißerfolge auf diesem Themengebiet vermeldet. Dabei machen Forscher immer wieder - oft fragwürdige - Versprechen zur Heilung aller möglichen bislang unheilbaren Krankheiten. Zugleich wird die Diskussion mit immer neuen Erkenntnissen in Teilbereichen immer verworrener.
Mit Voranschreiten der Forschung wurde jedoch von verschiedenen Seiten der Ruf nach einer Novellierung des bestehen-den Stammzellgesetzes von 2002 lauter. Dabei ging es um die Frage, ob die darin enthaltene Stichtagsregelung, wonach nur embryonale Stammzellen importiert werden dürfen, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden, beibehalten werden soll, ob ein neuer Stichtag gesetzt oder ob die Regelung ganz gestrichen werden soll. Kritiker fürchteten bei Streichung oder Verschiebung des Stichtages die Aufweichung des Embryonenschutzes. Nach einem Bundestagsbeschluss vom 11.04.2008 wurde der Stichtag für den Import embryonaler Stammzellen ungeachtet aller Proteste einmalig verschoben auf den 1. Mai 2007.
Worum geht es in der Stammzellen-Debatte?
Im Kern geht es in der Stammzellen-Debatte um eine Abwägung zwischen Forschungsfreiheit, wirtschaftliche Interessen, Heilsversprechen für schwere Krankheiten, die Wahrung der Menschenwürde, dem Embryonenschutz und mögliche ethisch verträgliche Forschungs- und Behandlungsalternativen.
Hierbei stellen sich beispielsweise folgende Fragen:
- Haben Embryonen eine Menschenwürde, wenn ja, ab wann, wenn nein, warum nicht?
- Wie vertragen sich eine "Ethik des Heilens" mit der Menschenwürde und dem Embryonenschutz?
- Wie ist der derzeitige Stand der Forschung mit embryonalen Stammzellen und damit verbunden beim therapeutischen Klonen und wie ist dies zu bewerten?
- Wie ist der derzeitige Stand der Forschung mit adulten Stammzellen, Nabelschnurblut-Stammzellen und anderen Alternativen und wie sind diese zu bewerten?
- Wie ist das sogenannte therapeutische Klonen (Forschungsklonen) in Zusammenhang mit dem reproduktiven Klonen zu bewerten?
- Welche ethischen Fragen stellen sich im Zusammenhang mit der Stammzellforschung und den Interessen von Forschern, Kranken und Behinderten, Politikern und bioethik-kritischen Gruppierungen?
- Muss alles getan werden, was möglich ist, nur weil es andere auch machen?
- Wie verändert sich unser Menschenbild, wenn unsere Vorstellungen davon, was der Mensch darf, sich fortwährend wandelt?
Orientierungshilfe: www.Stammzellen-Debatte.de
Mit diesem Informationsportal der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland wollen wir u.a. mit Hilfe von Dokumenten- und Textsammlungen, Pressespiegeln und Zusammenstellungen zu wichtigen Ereignissen zum Thema embryonale und adulte Stammzellen, Nabelschnurblut-Stammzellen, therapeutisches Klonen (Forschungsklonen) und reproduktives Klonen, die bisherige und laufende Debatte widerspiegeln und teilweise versachlichen. Ziel des Portals ist weniger die Bereitstellung eigener Inhalte, sondern vielmehr bestehende Ressourcen im Internet auf einer Plattform zu bündeln und die Debatte und den Sachstand möglichst umfassend darzulegen. Jedoch immer mit dem Schwerpunkt darauf, daran zu erinnern, dass es zur Forschung mit den umstrittenen embryonalen Stammzellen auch ethisch unbedenkliche Alternativen wie adulte Stammzellen, d.h. Stammzellen von Erwachsenen, Reprogrammierung von Zellen (sog. iPS-Zellen) oder Nabelschnurblutstammzellen gibt und eine weitere Aufweichung des bestehenden Stammzellgesetzes und des Embryonenschutzgesetzes inakzeptabel ist.
Alle bioethik-kritischen Initiativen, Organisationen oder Einzelpersonen aber auch Einrichtungen aus der Wissenschaft, Forschung und Ethik sind herzlich eingeladen, mit ihren Materialien bzw. Hinweisen auf Links dorthin dieses rein ehrenamtlich betriebene Infoportal weiter mit Inhalt zu füllen! Hinweise bitte an E-Post: webmeisterstammzellen-debatte.de
Wir laden Sie ein, sich zu den einzelnen Problembereichen rund um das Thema Stammzellen einen Überblick zu verschaffen und sich über Entwicklungen auf wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene zu informieren und damit auseinanderzusetzen, um sich dann eine Meinung zu bilden. Und sich eventuell alleine oder mit uns gemeinsam zu engagieren. Für den Schutz der Würde jedes Menschen in allen Phasen des Lebens - von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle bis zum natürlichen Tod.
Für all diejenigen, die mit dem Thema Stammzellen und Klonen noch nicht oder wenig vertraut sind, haben wir in der Rubrik Dokumente ein paar kurze Einführungstexte, Erläuterungen von wichtigen Begriffen und eine Chronologie der bisherigen Debatte zusammengestellt.
Unsere Standpunkte in der Stammzellen-Debatte
In den Grundpositionen der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik ist klar festgelegt:
"Da in unserer Gesellschaft besondere Unklarheit herrscht über den Status des ungeborenen Lebens, gehört es zur Positionsbestimmung der IG, deutlich zu sagen: Mit der Vereinigung der Erbinformationen ist nach dem ethischen Prinzip des Tutiorismus der Embryonen-Mensch vorhanden und bedarf unseres vollen Schutzes. Denn der Embryonen-Mensch ist ein besonders schwaches Glied unserer Gesellschaft. (...) Aus dieser Grundposition zum Status des Embryos bestimmt sich auch unser Votum zum Gesamtbereich der Reproduktionsmedizin, wie z. B. zur Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik insofern sie Wege zur Selektion sein können. Desgleichen zum Gewinnen von Stammzellen aus Embryonen und Foeten und zum Klonen - auch zum fälschlich "therapeutisch" genannten."
Das heißt, wir lehnen die Forschung mit embryonalen Stammzellen ab, da hierbei Embryonen getötet werden. Ebenso lehnen wir jegliche Formen des Klonens ab. Wir setzen uns ein für die Forschung und Anwendung ethisch unbedenklicher Alternativen wie z.B. adulte Stammzellen und Nabelschnurblut-Stammzellen.
Hier könnte und sollte Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen als internationales Vorbild.
Überblick zu unserem Informationsangebot
- In der Rubrik Neues finden Sie aktuelle Neuigkeiten zum Thema embryonale und adulte Stammzellen, therapeutisches und reproduktives Klonen sowie Nabelschnurblut-Stammzellen,
- Unter Pressespiegel erstellen wir monatliche eine Übersicht mit Links zu ausgewählten Artikeln aus diversen Tages- und Wochenzeitungen und Mitteilungen verschiedenster Institutionen. (Diese Rubrik wird wöchentlich ergänzt.)
- In der Rubrik Dokumente führen wir bevorzugt im PDF-Format zahlreiche wichtige Dokumente, wie Stellungnahmen, Gesetzestexte, Anträge und Anfragen aus dem Parlament und weiteres Hintergrundmaterial zum Runterladen.
- In der Literatur-Rubrik finden Sie Bücher zum Thema. Alle Werke können Sie direkt bei Amazon.de bestellen und unterstützen damit indirekt unsere Arbeit.
- Unter Adressen haben wir ein Adressverzeichnis zusammengestellt von Institutionen um die Kontaktaufnahme für einen Dialog mit Entscheidungsträgern zu erleichtern.
- Links bieten Ihnen weiterführende Verweise.
- Im Impresssum finden Sie die rechtlichen Hinweise und inhaltlich Verantwortlichen für diese Seiten.
- Kontakt enthält diverse Kontaktmöglichkeiten für Ihre Fragen.
Allgemeine und bundeslandspezifische Inhalte zu anderen Themen der Bioethik
Auf dem Gemeinschaftsportal der InteressenGemeinschaften Kritische Bioethik Deutschland unter www.kritischebioethik.de finden Sie Informationen zu anderen bioethischen Bereichen, wie der Reproduktionsmedizin, Embryonenforschung, Gentechnik, Pflege, Betreuung und Behinderung, etc.
Ziele und Arbeit der InteressenGemeinschaften
Wenn Sie mehr wissen wollen über die InteressenGemeinschaften Kritische Bioethik Deutschland, was wir tun und was wir wollen, finden Sie in der Rubrik "Über uns" Informationen über unsere Ziele und Arbeit sowie unsere Grundpositionen in bioethischen Problemfeldern.
Bewusstseins- und Wertewandel
Mit diesem Gemeinschaftsprojekt leisten wir unseren Beitrag, sich den wachsenden Begehrlichkeiten der Forschung und Wissenschaften auf den Mensch als Rohstofflieferanten entgegenzusetzen.
VertreterInnen aus Gesellschaft, Kirche, Wissenschaft, Forschung und Politik sind aufgerufen, sich in kritischen Diskussionen konstruktiv auszutauschen, um in ethisch verantwortungsvollem Handeln einem "Fortschritt nach Maß" gerecht zu werden.
Christian Frodl
Sprecher InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Bayern
Mitkoordinator InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland
Webmaster www.stammzellen-debatte.de
Nach oben
|